Im Islam ist Glücksspielen eine Sünde und somit verboten (arabisch = haram) – Grund dafür ist, dass man für das Gewinnen von Geld anderen Menschen schadet, indem sie ihr Geld verlieren.
Die MENA-Region (Naher Osten und Nordafrika) umfasst die 22 Mitgliedsländer der arabischen Liga, Israel und die Türkei.
Glücksspielen in islamisch geprägten Ländern
In den islamisch geprägten Ländern ist das Glückspielen aber nicht komplett verboten. Einige Länder betreiben sogar eine eigene Lotterie. Oft sind dort auch illegale Glücksspiele verbreitet. Pokern ist meist besonders beliebt. Auch in Deutschland halten sich nicht alle Muslime an die Gebote des Islam, denn manche Casinos (Spielhallen) und Sportwettbüros werden tatsächlich von Muslimen betrieben. In streng muslimischen Ländern wie Katar und Saudi-Arabien, die Casinos zwar verbieten, werden dennoch Wetten auf Kamelrennen abgeschlossen.
Die Vereinigten Arabischen Emirate (VEA) wollen Glücksspielen erlauben: Z. B. in Ras Al Khaimah, einem kleinen Emirat im Norden der VEA. Dort ist auf der künstlich aufgeschütteten Inselgruppe Al Marjan Island ein Multi-Milliarden Dollar Projekt geplant. Bis 2025 sollen Hotels, Restaurants und Lounges, Spas, Shops und auch ein Casino entstehen. Um das Glücksspielen zu verharmlosen wird dort auf Arabisch der Begriff Gaming (Spielen) statt Gambling (Glücksspielen) verwendet. Er wirkt nämlich harmloser.
In Ägypten sind Casinos hingegen schon erlaubt. In Kairo gibt es 14 Casinos, ausschließlich in Fünf-Sterne-Hotels. Der Eintritt ist den Ägypter*innen verboten, denn die Spieler*innen müssen einen ausländischen Pass vorzeigen, um das Casino betreten zu dürfen. Nur für Ägypter*innen mit doppelter Staatsangehörigkeit stellt das kein Problem dar. Auch im Libanon, Marokko und Tunesien ist es sehr ähnlich, nur es gibt dort z.B. deutlich weniger Casinos.
Eine in Libanon durchgeführte Studie mit 601 Personen hat ergeben, dass 2,7% der Befragten problematisch glücksspielen. Bei 6,5% von ihnen gab es deutlich Anzeichen für ein pathologisches Glücksspielverhalten.
Stigmatisierung und geschädigter Ruf
Wer in der MENA-Region an Glücksspielen teilnimmt, riskiert nicht nur die psychische Gesundheit, sondern gefährdet auch den persönlichen Ruf. Die sozio-religiöse Stigmatisierung ist dabei unabhängig davon, ob jemand nur gelegentlich glücksspielt oder glückspielsüchtig ist. Manche Glücksspieler*innen neigen wegen ihrer Verluste und Schulden sogar dazu, sich auf illegalem Wege Geld zu beschaffen, z. B. durch Betrug. Das hat ernsthafte strafrechtliche Folgen. Von der Rufschädigung als (Glücks-) Spieler und Betrüger bleibt man nicht verschont. Diese Rufschädigung wiegt in der MENA-Region besonders schwer.
Angehörige von Glücksspielenden in der MENA-Region berichten häufig, dass Betroffene aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage das Glücksspielen begonnen hätten. Sie versuchten mit Gewinnen ihr Einkommen aufzubessern. Der Spaß oder Nervenkitzel spielten für sie keine Rolle.
Das Glückspielen bei türkischstämmigen Personen in Deutschland
In Deutschland liegt der Anteil der Glücksspieler*innen ohne Migrationshintergrund bei 31,4 %; bei denjenigen mit einem Migrationshintergrund liegt er bei 24,0 %. Viele von ihnen stammen jedoch aus der Türkei. Wobei 4 % der türkischstämmigen Menschen in Deutschland glücksspielsüchtig sind, während nur 0,7 % der Deutschen glücksspielsüchtig sind. Das bedeutet, dass zwar weniger Personen mit Migrationshintergrund an Glücksspielen teilnehmen, dennoch machen sie einen höheren Anteil der Glücksspielsüchtigen aus.
Auch viele Betreiber*innen von Spielhallen und Sportwettbüros haben türkische Wurzeln. Manche Betriebe werden als türkische Cafés geführt, obwohl sie eigentlich mit Glücksspielen ihr Geld verdienen. Einige von ihnen sind auch als Vereine organisiert. Dann ist der Zutritt nur den Vereinsmitgliedern erlaubt. So lassen sich illegale Glücksspiele einfacher durchführen. Manchmal sind türkische Cafés auch eine Anlaufstelle für Kredithaie, die zu Wucherzinsen Geld verleihen. Ihre Kunden sind dann meist Glücksspielsüchtige, denen niemand sonst mehr Geld leihen würde (Sahinöz, 2015).
Die Krankheit Glücksspielsucht ist ein kultur- und länderübergreifendes Problem, bei dem auch gesellschaftliche und religiöse Verbote keinen vollständigen Schutz bieten.
Sahinöz, C. (2015): Glücksspielsucht unter türkischen Migranten in Deutschland. Norderstedt. In Auszügen online unter: https://www.dhs.de/fileadmin/user_upload/pdf/Broschueren/GluecksspielArbeitshilfe.pdf