Die Geschichte des Glücksspiels

Glücksspiele unterscheiden sich von herkömmlichen Spielen darin, dass beim Glücksspiel Geld eingesetzt wird und gewonnen werden kann. Dabei ist das Spielergebnis überwiegend vom Zufall abhängig. Glücksspiele gibt es bereits seit mehreren Jahrhunderten überall auf der Welt in verschiedenen Varianten und haben eine lange Geschichte.

3.000 v. Chr. bis 500 n. Chr. – Die Geburt der Glücksspiele

Hinweise auf erste Glücksspiele finden sich bereits auf Fliesen aus der Zeit von etwa 3.000 vor Christus im alten China. Auch aus der ägyptischen Kultur lassen sich zu dieser Zeit schon die ersten Hinweise auf Glücksspiele erkennen.  Eines der ältesten Glücksspiele wurde mit Würfeln gespielt, die damals aus Elfenbein hergestellt wurden. Etwa im 9. Jahrhundert wurden in China die ersten Spielkarten entworfen. Laut Tacitus (51 – 166 n. Chr.) war das Glücksspielen von Anfang an mit hohen Risiken verbunden. So berichtet er, dass die Germanen beim Würfelspiel um ihre persönliche Freiheit spielten, nachdem sie ihren gesamten Besitz verloren hatten. Auch in der römischen Kultur dienten Glücksspiele der Unterhaltung. Ambrosius (334 – 397 n. Chr.) berichtet, dass bei Glücksspielen unter den Zuschauenden ganze Vermögen hin- und hergeschoben wurden. Kaiser Justinian (482 – 527 n. Chr.) verbot Glücksspiele schließlich. Durch die Jahrhunderte hinweg wechselt die Bewertung des Glücksspiels – je nach Überzeugung der Regierenden ist es mal verboten, mal reglementiert oder sogar gefördert.

16. Jahrhundert – erster wissenschaftlicher Beitrag zur „Spielleidenschaft“ als Krankheit

Der Arzt und Philosoph Pâquier Joostens veröffentlichte 1561 seine autobiografische Schrift „Über das Würfelspiel – oder die Heilung der Leidenschaft, um Geld zu spielen“. Es ist eine der frühesten Suchtschilderungen der Neuzeit und zeigt die pathologische Entwicklung sowie Heilverfahren auf. 

17. Jahrhundert – die ersten Casinos und Spielbanken

Die ersten Spielbanken und Casinos wurden im 17. Jahrhundert in Italien erbaut. Das älteste Casino soll im Jahr 1638 im Palazzo Vendramin-Calergi in Venedig eröffnet worden sein. Es wäre damit beinahe 400 Jahre alt. Anschließend breiteten sich Casinos und Spielbanken allmählich über ganz Europa aus. Auch eine erste Form des Pokers entstand im 17. Jahrhundert – vermutlich in Persien. Ebenfalls wurde in diesem Jahrhundert das Roulette von dem Franzosen Blaise Pasqual erfunden.

16. – 18. Jahrhundert – Lotteriespiele

Im 16. Jahrhundert kamen dann Lotteriespiele in Europa an und wurden sehr populär. Lotteriespiele wurden zu dieser Zeit weniger abgelehnt als andere Glücksspiele und fanden sogar Anerkennung bei der Kirche. Um 1735 führt der Papst Clemens XII selbst ein Lotteriespiel in Rom ein.

18. Jahrhundert – das „hohe Spiel“ des Adels

Im 18. Jahrhundert entwickelte sich eine Werthaltung gegenüber Glücksspielen, die vor allem der Adel beanspruchte: Bestimmte Glücksspiele, wie Basette oder Pharao, wurden danach dem Adel und hohen Gesellschaftsschichten zugeordnet. Sie wurden als „nobel“ angesehen. Das sogenannte „hohe Spiel“ wurde vor allem mit dem Transfer von Vermögen verbunden und gehörte zum selbstverständlichen Leben im Adel. So gab es wiederum andere Glücksspiele wie die Kartenspiele Scheffel und Biribis, die in abwertender Weise der unteren Gesellschaftsschicht sowie Jahrmärkten zugeordnet wurden. Während die Haltung vertreten wurde, vermögende Menschen könnten es sich leisten, beim Spielen Geld zu verlieren, wurde das Glücksspiel bei der unteren Schicht anders gesehen: Menschen aus der unteren Gesellschaftsschicht sollten oder durften demnach nicht ihr mühsam erarbeitetes Vermögen durch das Glücksspielen gefährden oder Schulden erwirtschaften.

19. Jahrhundert – der erste Glücksspielautomat

Der Durchbruch mechanischer Glücksspielautomaten gelang im Jahr 1895 mit der Liberty Bell. Dieser wurde von dem deutschen Auswanderer Charles August Frey in Amerika erfunden. Die Liberty Bell besaß einen Schlitz für Geldmünzen und drei Walzen mit verschiedenen Symbolen. Tauchte auf allen drei Walzen eine Glocke auf, hatte man den Jackpot geknackt. Auch heute findet man noch das Symbol der Glocke auf Geldspielautomaten.

20. Jahrhundert bis heute – Online-Glücksspiele

Glücksspiele entwickelten sich immer weiter und wurden in den verschiedensten Variationen angeboten. Der erste Videoslot wurden im Jahr 1976 erfunden und bildete den Vorgänger der heutigen Online-Videoslots. Heute hat sich der Glücksspielmarkt auch in die Online-Welt etabliert. So entstanden die ersten Online-Casinos im Jahr 1994. Auch im Bereich der Sportwetten gibt es seit einigen Jahren eine vermehrte Tendenz zum Online-Teilnahme. So können im Internet oder per App kinderleicht Wetten auf Sportereignisse abgegeben werden.

Erhöhtes Suchtpotenzial

Mit der Ausdehnung des Glücksspiels in die virtuelle Welt wächst die Gefahr, ein problematisches Glücksspielverhalten zu entwickeln oder sogar glücksspielsüchtig zu werden. So können heutzutage von überall und zu jeder Zeit Spiele in Online-Casinos gespielt oder Sportwetten abgegeben werden. Auch werden immer mehr „Free-to-Play“-Spiele auf den Markt gebracht: Sie enthalten Glücksspielelemente und werden auch als Simuliertes Glücksspiel bezeichnet. Auch in Videospielen sind immer häufiger Glücksspielelemente zu finden. Dadurch erhöht sich das Risiko, eine Glücksspielsucht oder ein problematisches Glücksspielverhalten zu entwickeln. Das Suchtpotenzial erhöht sich vor allem durch die große Ereignisdichte, die ständige Verfügbarkeit, die Anonymität und eine Vielzahl an Zahlungsmöglichkeiten.

Wo gibt es Hilfe?

In unserer Onlineberatung können sich Betroffene und Angehörige anonym und kostenfrei Hilfe holen – am Hilfetelefon Glücksspielsucht werden Sie von Expert*innen beraten.

Weitere Quelle:

Meyer, G. & Bachmann, M. (2017). Spielsucht. Ursachen, Therapie und Prävention von glücksspielbezogenem Suchtverhalten. 4. Auflage. Heidelberg: Springer-Verlag.