Schuld und Scham im Glücksspiel: Emotionale Folgen und der Weg zur Hilfe

Wer Probleme mit dem Glücksspielen entwickelt, setzt Glücksspiele meist ganz gezielt ein: um eigene emotionale Zustände zu regulieren. Oft erhoffen sich Betroffene durch das Glücksspielen Ablenkung und Beruhigung, zum Beispiel an Geldspielautomaten, oder Nervenkitzel und Euphorie, die sie eher bei Sportwetten oder Roulette finden. Doch mit der Zeit entwickelt sich eine Schuld- und Verantwortungsproblematik, die emotional belastend ist.

Schnelle Befriedigung von Bedürfnissen

Glücksspiele sorgen mit ihrer schnellen Ereignisabfolge, häufigen Beinahe-Gewinnen und ihrem Nervenkitzel für eine schnelle Befriedigung von Bedürfnissen vieler Glücksspieler*innen: Sie finden schnell Ablenkung, können völlig abtauchen in die Scheinwelt der Glücksspiele und Belastungen des Alltags aus dem Bewusstsein verdrängen. Das kommt dem Wunsch vieler Spieler*innen nach schneller Befriedigung ihrer Bedürfnisse entgegen.

In der Abwärts-Spirale

Wenn Betroffene im Spiel verlieren, wollen sie den Verlust wieder ausgleichen. Während sie diesem Ziel nachjagen, verlieren sie immer weiter. Aber jedes Verlieren beschädigt den Selbstwert noch mehr und das verstärkte Chasing – also den Verlusten hinterherzujagen und sie ausgleichen zu wollen – wird als einzig verbleibender Ausweg gesehen. Wie unrealistisch dieses Verhalten ist, liegt auf der Hand. Für Betroffene ist es dennoch schwer zu akzeptieren.

Glücksspielen als zentraler Lebensinhalt

Wenn das Glücksspielen immer mehr zum Lebensinhalt wird, richten sich auch die Emotionen immer mehr auf das Glücksspielen aus: hier erhoffen sich Glücksspieler*innen Entlastung und angenehme Gefühle. Gleichzeitig entfernen sie sich emotional von Freunden und Familie immer stärker, haben immer weniger Zeit für soziale Kontakte und halten Verabredungen seltener ein. Auch der finanzielle Schaden wächst immer weiter. All das führt zu weiter steigenden Belastungen. Je tiefer Betroffene in die Glücksspielsucht verstrickt sind, desto stärker wird ihr Verlangen nach Glücksspielen, wenn sie Stress, Angst oder ähnlichen negativen Gefühlen ausgesetzt sind.

Versagen

Weder den Ansprüchen von Familie und Freunden gerecht zu werden, noch finanziellen Verpflichtungen nachkommen zu können, führt dazu, dass Betroffene Angst vor Stigmatisierung entwickeln, Probleme leugnen und die Überzeugung, ihre Probleme selbst lösen zu können, krampfhaft aufrechterhalten wollen. Sie leugnen und vertuschen die Probleme rund um das Glücksspielen. Die Angst davor, das Gesicht zu verlieren, führt zu verstärktem Schamerleben.

Scham als Zugangsbarriere für Hilfe

Scham sorgt in vielen Fällen dafür, dass Betroffene es vermeiden, Hilfe und Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Auch unter Migrant*innen ist diese Barriere bekannt: viele vermeiden es sogar, Informationsmaterial mitzunehmen, aus Angst dabei gesehen zu werden. Studien ergaben, dass selbst Spielersperren aus Scham teilweise nicht genutzt wurden.

Anonyme Beratung

Anonyme Beratungsangebote können Betroffenen dabei helfen, über ihren eigenen Schatten zu springen und Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das Hilfetelefon Glücksspielsucht und die Onlineberatung ausgezockt sind solche Angebote, bei denen sich Betroffene und Angehörige kostenfrei und anonym von Expertinnen und Experten auf dem Gebiet der Glücksspielsucht beraten lassen können.