Frauen spielen anders

Glücksspielsucht – nur ein Männerthema?

Das Glücksspielen wird in der Gesellschaft meistens als männerbehaftetes Thema wahrgenommen. Der „klassische Glücksspieler“ ist immer männlich. Er ist risikobereit, impulsiv und aktiv. Längerfristige Beziehungen werden vermieden, auch Betrügereien, Lügen und Unruhe werden häufig mit dem männlichen Glücksspieler in Verbindung gebracht. Dieses Bild steht im kompletten Gegensatz zu dem klassischen Bild, das die Gesellschaft von einer Frau hat. Glücksspielerinnen werden deshalb von ihrem Umfeld ganz anders betrachtet und haben mit gesellschaftlicher Verachtung zu kämpfen.

Die Symptome des pathologischen Glücksspielens sind jedoch bei beiden Geschlechtern gleich. Der Glücksspiel-Survey aus dem Jahr 2021 zeigt, dass Männer deutlich häufiger ein problematisches oder pathologisches Glücksspielverhalten aufweisen als Frauen.

Frauen schämen sich außerdem im Vergleich zu Männern mehr für ihre Glücksspielsucht und nehmen seltener Hilfe in Anspruch. Bei anderen psychischen Problemen sieht es aber anders aus: Frauen stehen häufiger zu diesen als Männer und nehmen häufiger Hilfe in Anspruch.

Inwiefern spielen Frauen anders als Männer?

Das Glücksspielverhalten von Frauen unterscheidet sich in der Regel von dem des männlichen Glücksspielers. Beispielsweise beginnen Frauen durchschnittlich 10 Jahre später als Männer mit dem Glücksspielen. Problematisch spielende Frauen entwickeln dabei jedoch schneller Symptome und verbringen im Durchschnitt mehr Zeit für Glücksspiele pro Spieltag. Frauen haben zudem durchschnittlich weniger Schulden als Männer, was jedoch mit dem häufig geringeren Einkommen von Frauen zusammenhängen könnte. Männer werden im Zusammenhang mit ihrer Glücksspielsucht zudem öfter straffällig als Frauen.

Auch die Auslöser für die Entstehung einer Glücksspielsucht sind bei den Geschlechtern unterschiedlich. Laut Studien spielen die meisten Frauen Glücksspiele, um sich von unangenehmen Gefühlen wie Trauer, Angst oder des „Nicht-genug-seins“ abzulenken. Ebenfalls weisen pathologische Glücksspielerinnen häufiger seelische Begleiterkrankungen wie z.B. Depressionen und Angststörungen auf.

Die Rolle von Traumata bei pathologischen Glücksspielerinnen

Ein weiterer Unterschied zwischen männlichen und weiblichen (pathologisch) Glücksspielenden sind auftretende Traumata im Erwachsenen- und/oder Kindesalter.

Sie haben häufiger Probleme in der Partnerschaft und erfahren häufiger körperliche Gewalt in der Beziehung. Auch Vergewaltigungen spielen oft eine Rolle.

Traumata, die betroffene Frauen in ihrer Kindheit häufig erlebt haben, sind u.a. schwere Vernachlässigung, sexueller Missbrauch, körperliche Misshandlungen, Gewalttätigkeit durch die Mutter oder lange Aufenthalte in Heimen. Diese Traumata liegen deutlich häufiger bei betroffenen Frauen als bei betroffenen Männern vor.

Was können Glücksspielerinnen tun?

Frauen können – genauso wie Männer – eine ambulante Beratung in Anspruch nehmen sowie ambulante oder stationäre Therapien machen. Meistens ist die Glücksspielsuchttherapie eher auf Männer zugeschnitten. Bei Frauen sollten die häufig mit der Suchterkrankung einhergehenden Traumata, Depressionen, Angststörungen und Partnerschaftsprobleme in der Therapie mit berücksichtigt werden.

Ebenfalls kann das kostenfreie und anonyme Hilfeangebot der Landesfachstelle Glücksspielsucht genutzt werden: