Das Dilemma der Geldverwaltung

Geld hat einen zentralen Stellenwert in der Glücksspielsucht. Im Laufe der Suchtentwicklung verändert sich seine Bedeutung: Das schlichte Zahlungsmittel wird zu einem Mittel der Suchtbefriedigung. Beim Herauswachsen aus der Glücksspielsucht ist also der Umgang mit Geld, nicht nur in Beratung und Therapie, ein wichtiger Baustein. Auch für Angehörige ist das Geldmanagement ein zentrales Thema. Hierbei entsteht oft ein Dilemma zwischen dem Wunsch nach Unterstützung und dem Erhalt der Autonomie des Betroffenen.

Unterstützung auf dem Weg aus der Sucht

Viele Angehörige möchten die Glücksspielsüchtigen unterstützen, indem sie die Geldverwaltung übernehmen. Häufig tragen dann Partner*innen aber auch Eltern oder Geschwister die Verantwortung für das Geldmanagement. Erfahrungen zeigen, dass die vorrübergehende Abgabe an eine Vertrauensperson einen wichtigen Aspekt in der Anfangsphase der Beratung oder Therapie darstellt.

Entlastung

Betroffene erleben die Abgabe des Geldmanagements – insbesondere in der Anfangszeit – oft als sehr entlastend. Gleichzeitig bedeutet das für sie aber auch einen erheblichen Einschnitt in die Autonomie und bleibt deshalb häufig nicht konfliktfrei. Es können Minderwertigkeitsgefühle entstehen, die wiederum dazu führen, dass Glücksspielende Vereinbarungen unterlaufen und so die Geldverwaltung erheblich erschweren.

Damit die Geldverwaltung gelingt

Es gibt deshalb einige Aspekte zu beachten, damit aus der gewünschten Unterstützung nicht ungewollt eine Tortur für beide Seiten wird:

  • Alles freiwillig! Zunächst ist es wichtig, dass die betroffene Person der Abgabe der Geldverwaltung zustimmt. Es sollte also nichts über ihren Kopf hinweg entschieden, sondern vielmehr gemeinsam ein Plan entwickelt werden. Das bedeutet, dass man zusammen die Dauer festlegt – zu Beginn nicht länger als zwei Monate – und zum Abschluss überprüft, wie das Konzept für beide Seiten funktioniert hat.
  • Alles nach Plan! Es ist sinnvoll, für den vorab vereinbarten Zeitraum keine Veränderungen vorzunehmen. Auch nicht, wenn die betroffene Person versucht, bei aufkommendem Spieldruck Zusatzzahlungen zu erhalten. Die Geldverwaltung kann nur funktionieren, wenn sich beide Seiten fest auf die Vereinbarungen verlassen können!
  • Nicht alles auf einmal! Viele Betroffene haben über Jahre hinweg einen hohen Schuldenberg angehäuft, der nicht innerhalb von kurzer Zeit abgetragen werden kann. Es ist also hilfreich, sich dafür Unterstützung bei einer Schuldnerberatung zu suchen und die Regulierung Schritt für Schritt anzugehen.
  • Alles dokumentieren! Sie sollten gemeinsam alle Einnahmen und Ausgaben notieren. Dabei hilft ein Haushaltsbuch, das Sie zum Beispiel bei einigen Kreditinstituten bestellen oder im Internet herunterladen können.
  • Bei allem maßhalten! Wenn Partner*innen das Geldmanagement übernehmen, ist es besonders wichtig, dass beide Parteien sich ein persönliches Budget festlegen. Das Budget sollte so angesetzt sein, dass es die kleinen Dinge des täglichen Bedarfs abdeckt und im Verhältnis zum entsprechenden Einkommen steht. Die betroffene Person sollte über diesen Betrag frei verfügen können, um den Umgang mit Geld wieder (neu) zu erlernen.

Schulden nicht übernehmen

Bestenfalls sollten Angehörige keine Schulden von den Betroffenen übernehmen. Wenn Sie für sich trotzdem keine andere Möglichkeit sehen, sollten auf jeden Fall klare Vereinbarungen zur Rückzahlung getroffen werden, die beispielsweise in einem Rückzahlungsplan schriftlich festgehalten werden.

Wenn Sie mehr wissen möchten…

Weitere Informationen und Handlungsempfehlungen finden Sie in unserer Broschüre Pleite?! die Sie auch als Printversion kostenfrei bestellen können.