Glücksspiel-Survey 2023
Mit dem Glücksspiel-Survey 2023 ist eine neue Bevölkerungsstudie zum Glücksspielverhalten in Deutschland veröffentlicht worden, die wichtige Einblicke in dieses Feld bietet. Sie wurde vom Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD) und der Universität Bremen durchgeführt. Der Glückspiel-Survey 2023 wurde gefördert vom Deutschen Lotto- und Totoblock (DLTB).
Online und telefonische Datenerhebung
Die Datenerhebung erfolgte mit telefonischen und online-Befragungen. Von 01. August bis zum 16. Oktober 2023 wurden dazu 12.308 Interviews geführt. Ein direkter Vergleich mit den Untersuchungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) aus den 2008 bis 2020 ist jedoch nicht ohne weiteres möglich: Von der BZgA wurden nur telefonische Befragungen durchgeführt. Beim Glücksspiel-Survey erfolgten dagegen zusätzlich Online-Befragungen, um eine höhere Repräsentativität sicherstellen.
Screening-Instrumente
Für Erwachsene wurde das Screening auf glücksspielbezogene Probleme anhand der Kriterien des Diagnostischen und Statistischen Manuals Psychischer Störungen (DSM-5) durchgeführt. Für Minderjährige wurde dieses Screening mit dem DSM-IV-Multiple Response-Adapted for Juveniles (DSM-IV-MR-J) vorgenommen.
Wie viele Menschen nehmen an Glücksspielen teil?
Insgesamt haben 36,5 % der Teilnehmenden in den letzten 12 Monaten vor der Befragung an mindestens einem Glücksspiel teilgenommen: von den befragten Männern waren es 40,4 %, von den Frauen hingegen nur 32,7 %. Dieser Befund bedeutet zugleich, dass 63,5 % der Bevölkerung gar nicht an Glücksspielen teilgenommen haben.
Wer spielt Glücksspiele?
Der Anteil der Glücksspielenden ist in der Altersgruppe der 56- bis 70-jährigen mit 41,2 % am größten. Der Anteil der glücksspielenden Männer ist für alle Glücksspiele höher als der Anteil der Frauen.
Von den Personen mit Migrationshintergrund spielen 29,8 % – Personen ohne Migrationshintergrund nehmen zu 38,7 % an Glücksspielen teil. Im Hinblick auf den höchsten Schulabschluss ergeben sich kaum Unterschiede: Sowohl Personen mit Hauptschulabschluss, Mittlerer Reife und Abitur machen jeweils etwa ein Drittel derer aus, die aktuell glücksspielen.
Wie häufig werden Glücksspiele gespielt?
Zumindest einmal in der Woche spielen 12,2 % der Befragten. Nur über 3,6 % der Befragten glücksspielen zwei- oder dreimal im Monat. 9,8 % aller Befragten nehmen einmal im Monat an Glücksspielen teil und 11,0 % noch seltener.
Wo wird an Glücksspielen teilgenommen?
Ausschließlich in terrestrischen Spielstätten spielen 17,3 % der Befragten. Weiter 10,7 % spielen ausschließlich online und 7,8 % nutzen beide Zugangswege.
Welche Glücksspiele werden gespielt?
27,2 % aller Befragten nehmen an nur einer Art von Glücksspielen teil. Eine Teilnahme an zwei oder noch mehr Arten von Glücksspielen ist deutlich seltener.
Insgesamt liegen zwei Glücksspiele mit großem Abstand vorn: Mit 19,8 % nehmen am meisten Befragte am klassischen Lotto 6aus49 teil. Dahinter liegt die Teilnahme am Eurojackpot mit 13,0 % an zweiter Stelle. Weitere 6,9 % der Befragten haben an riskanten Glücksspielformen wie Automatenspielen, Casinospielen oder Sportwetten teilgenommen.
Wie häufig ist eine Glücksspielstörung?
Ein zentraler Befund des Surveys ist, dass 2,4 % der Bevölkerung eine Glücksspielstörung aufweisen. Der Survey unterscheidet dabei zwischen einer leichten (1,0 %), mittleren (0,7 %) und schweren Störung (0,7%). Von einer Glücksspielstörung sind Männer deutlich häufiger betroffen als Frauen.
Eine Glücksspielstörung tritt am häufigsten bei Personen auf, die Automaten im Internet spielen, gefolgt von Teilnehmenden an Live-Sportwetten. Zudem weisen 6,1 % der Befragten Anzeichen für ein riskantes Glücksspielverhalten auf.
Wie sieht es bei Minderjährigen aus?
In der Untersuchung wurde bei 0,4 % der Jugendlichen ein problematisches Glücksspielverhalten festgestellt.
Wer bekommt es mit, wenn jemand Probleme mit Glücksspielen bekommt?
Ein Anteil von 15,0 % der Befragten gab an, dass sie eine Person kennen, die Probleme mit dem Glücksspielen hat. In den meisten Fällen handelt es sich um Personen aus dem erweiterten Bekanntenkreis, Freundinnen oder Freunden auf, gefolgt von Arbeitskolleg*innen.
Sind die Risiken von Glücksspielen bekannt?
Die deutliche Mehrheit (80,8 %) der Befragten gab an, gut um die Risiken des Glücksspielens Bescheid zu wissen. Noch mehr Befragte (86,3 %) wissen um das Teilnahmeverbot für Minderjährige. Ein solches Verbot wird von 89,5 % befürwortet.
Auch die Aufklärung über Suchtgefahren von Glücksspielen halten 85,5 % % der Befragten für wichtig. Für eine Beschränkung von Werbung für Glücksspiele sprachen sich 74,2 % aus.
Vergleich der Befunde von 2021 und 2023
Im Vergleich zwischen den Jahren 2021 und 2023 zeigt sich ein relativ stabiles Glücksspielverhalten der bundesdeutschen Bevölkerung. Das klassische LOTTO 6aus49 steht weiterhin an erster Stelle. Beim Eurojackpot gab es eine signifikante Zunahme des Anteilswerts auf 13 % in 2023 (10,7 % in 2021). Bei Sportwetten mit festen Quoten und Online-Automatenspielen gab es leichte Rückgänge der Spielteilnahme. Für die Teilnahme an riskanten Glücksspielspielformen (Automaten- und Kasinospiele, Sportwetten [ohne TOTO], KENO) ergeben sich zusammengefasst für die Jahre 2021 und 2023 Prävalenzwerte von 7,4 % und 6,9 %. Dabei ist das Onlinespiel von 5,0 % auf 3,8 % signifikant zurückgegangen.
Bei glücksspielbezogenen Störungen zeigen sich zwischen beiden Erhebungsjahren keine signifikanten Unterschiede. Lag der Anteil Erwachsener mit einer Glücksspielstörung im Jahr 2021 bei 2,3 % der bundesdeutschen Bevölkerung, so liegt er 2023 bei 2,4 %. Auch im Hinblick auf die einzelnen Schweregrade der Störung traten keine signifikanten Veränderungen auf.
Deutliche Unterschiede zeigen sich jedoch bei der Betrachtung von Alter und Geschlecht der Personen mit einer Glücksspielstörung: 2021 lag der Anteil von Frauen mit einer schweren Glücksspielstörung bei 0,2 %; in der aktuellen Untersuchung lag er bei 0,5 %. Noch deutlicher ist der prozentuale Anstieg bei den 18 bis 25-Jährigen mit einer schweren Glücksspielstörung. Er stieg von 0,7 % in 2021 auf 2,1 % im Jahr 2023.