Glücksspiele sind mit einer Vielzahl sozialer Kosten verbunden. Besonders offensichtlich sind die Glücksspielsucht und ihre Folgen. Eine andere, weniger offensichtliche, ist die Geldwäsche.
Glücksspiele bergen hohe Risiken für Geldwäsche. Zu diesem Schluss kommt die Bundesregierung in ihrem Geldwäsche-Risikobericht 2019 und auch die Sektorspezifische Risikoanalyse des Bundesfinanzministeriums kommt 2020 zu dem Schluss, dass illegale Gelder verstärkt in den Glücksspielsektor eingeschleust werden. Die Europäische Kommission hat im Bericht der Kommission an das Europäische Parlament und den Rat vom 27.10.2022 zuletzt relevante Veränderungen im Bereich des Online-Glücksspiels festgestellt. In Folge dieser Bewertung wurde eine Neuberechnung der Höhe der entsprechenden Risiken vorgenommen: die Risiken für Geldwäsche im Online-Glücksspiel wurden hochgestuft.
Risiken für Geldwäsche
Ihr Risikopotential für Geldwäsche liegt zum einen in den oft hohen Beträgen, die beim terrestrischen Glücksspiel in bar eingezahlt werden können. Zum anderen liegt es an der hohen Geschwindigkeit, mit der die Gelder eingesetzt, gewonnen und verloren werden können. Für die Teilnahme an Online-Glücksspielen stehen zudem viele unterschiedliche Zahlungsmöglichkeiten und Kryptowährung zur Verfügung. Dadurch lässt sich die Herkunft der Gelder kaum mehr erkennen. Hinzu kommen weitere Gefahren, beispielsweise durch technische Glücksspielmanipulationen und Hacking. CORRECTIV, ein spendenfinanziertes Recherchezentrum, bilanziert daher „Spielsüchtige werden ausgenutzt und illegales Geld in die Wirtschaft geschleust“.
Techniken der Geldwäsche im Glücksspiel
Glücksspiele werden in unterschiedlicher Art und Weise zu Zwecken der Geldwäsche genutzt. Einige Beispiele:
- Illegale Gelder werden auf einem Spielkonto platziert, aber nicht oder nur sehr wenig in Glücksspielen gesetzt. Nach einer Weile wird die Rückzahlung des Guthabens verlangt und die zurückgezahlten, nicht eingesetzten Gelder werden als Glücksspielgewinne ausgegeben.
- Illegale Gelder werden zeitgleich in parallele Glücksspielangebote eingezahlt. So lassen sich Schwellenwerte unterlaufen und Gelder in unauffällig kleine Beträge stückeln.
- Die Gewinner*innen eines Glücksspiels werden ermittelt und ihnen werden hohe Bargeldsummen angeboten dafür, dass sie ihren tatsächlichen Gewinn abtreten. Danach geben sich Geldwäscher*innen gegen über dem Glücksspielanbieter als Gewinner*innen aus und lassen sich die Gewinnsumme auszahlen.
- Geldwäscher*innen setzen zeitgleich auf unterschiedliche Glücksspielausgänge und kalkulieren so mögliche geringe Verluste ein. Den Rest der illegalen Gelder geben sie danach als Glücksspielgewinne aus.
- Es werden Schein- oder Fassadenfirmen gegründet. Dabei werden illegale Gelder für die Finanzierung der Gründung eines terrestrischen oder virtuellen Glücksspielbetriebs verwendet. Zusätzlich lassen sich dann illegale Gelder über die Buchhaltung des Glücksspielbetriebs waschen, indem höhere Einnahmen ausgewiesen werden oder sogar der gesamte Geschäftsbetrieb ausschließlich simuliert wird.
Weitere Informationen über Typologien und Geldwäschetechniken finden sich in den Auslegungs- und Anwendungshinweisen zum Geldwäschegesetz der Obersten Aufsichtsbehörden der Länder im Glücksspielsektor (GwG).
Der Glücksspielstaatsvertrag
Der Glücksspielstaatsvertrag hat zum Ziel, dass „die mit Glücksspielen verbundene Folge- und Begleitkriminalität abgewehrt werden“ (§ 1 Satz 4 GlüStV 2021). Dazu hat der Landtag in Brandenburg im Januar 2021 eine gutachterliche Stellungnahme von mafianeindanke e.V. zu den Geldwäscherisiken und deren Verhinderung im Glücksspielstaatsvertrag angefordert. Das ernüchternde Fazit der Aktivisten gegen organisierte Kriminalität lautet: „Der Glücksspielstaatsvertrag 2021 der Länder hat die hohen Geldwäscherisiken des Online-Glücksspiels nicht im Blick und kann den von Malta gesteuerten Glücksspielschwarzmarkt nicht austrocken.“ Schlimmer noch: „Regelungen im Geldwäschegesetz (GwG) für Veranstalter und Vermittler von Glücksspielen werden durch Normen des GlüStV 2021 ausgehöhlt.“
Sportwetten und Geldwäsche
In seiner Dissertation an der Ruhr-Universität Bochum kommt Johannes Güldner zu dem Schluss, dass sich Geldwäsche bei Sportwetten kaum vermeiden lasse. Den Grund sieht er in der Möglichkeit auf Festquoten zu wetten: So lassen sich die Gelder in der Weise platzieren, dass man garantiert einen sehr hohen Anteil der eigenen Einsätze zurück gewinnt. Danach werden illegale Gelder als Gewinne angegeben und sind gewaschen – die Verluste bleiben dabei sehr gering.
In Bremen versucht man inzwischen auf Landesebene konkrete Maßnahmen umzusetzen, um Geldwäsche bei der Gründung von Sportwettbüros zu verhindern. Bremens Innensenator Ulrich Mäurer ist der Gründung von Schein- und Fassadenfirmen auf der Spur: Er hat die Betreiber von Sportwettbüros aufgefordert, die Herkunft der Mittel, mit denen sie ihre Wettbüros gegründet haben, nachzuweisen.
Legt man die Einschätzungen von mafianeindanke zugrunde, sind insgesamt jedoch weitere gesetzliche Maßnahmen erforderlich, um das Geldwäscherisiko einzudämmen und soziale Kosten zu reduzieren.