Glücksspielschäden - ein gesamtgesellschaftliches Problem

Glücksspielschäden betreffen nicht nur die Einzelnen – sie sind ein gesamtgesellschaftliches Problem. Neben gravierenden finanziellen, psychischen und sozialen Folgen für Betroffene und deren Angehörige verursachen Glücksspiele auch hohe gesellschaftliche Kosten: durch Überschuldung, Arbeitslosigkeit, gesundheitliche Belastungen und familiäre Krisen.

Darüber hinaus behindern Glücksspielschäden laut der The Lancet Public Health Commission on Gambling (2024) die Erreichung mehrerer UN-Nachhaltigkeitsziele – etwa im Bereich Gesundheit, Armutsbekämpfung, Bildung und sozialer Teilhabe (vgl. Wardle et al., The Lancet Public Health, 9(11), e950–e994).

Im Folgenden finden Sie einen Ausschnitt der durch Glücksspielen verursachten Schäden

Glücksspielsucht und häusliche Gewalt – eine gefährliche Verbindung

Glücksspielsucht ist nicht nur ein finanzielles oder psychisches Problem – sie kann auch massive soziale Folgen haben. Eine Meta-Analyse zeigt, dass 37 % der Menschen mit problematischem Glücksspielverhalten körperliche Gewalt in Partnerschaften ausgeübt haben. Gleichzeitig sind 20 % der Betroffenen selbst Opfer von Gewalt geworden.

Alle ausgewerteten Studien belegen: Glücksspielprobleme erhöhen das Risiko für häusliche Gewalt – sowohl als Täter:in wie auch als Opfer. Besonders alarmierend ist, dass viele dieser Fälle im Verborgenen bleiben. (Zur Quelle)

Wenn Eltern spielen, leiden Kinder mit – Glücksspielsucht betrifft die ganze Familie!

Kinder von Eltern mit Glücksspielproblemen sind besonders gefährdet: Sie stehen unter emotionaler Belastung und haben ein höheres Risiko für Depressionen und Suizidgedanken. Das familiäre Umfeld ist oft instabil. Sie haben ein höheres Risiko, später selbst Glücksspielprobleme zu entwickeln.

Eine aktuelle Studie aus England schätzt, dass über 900.000 Kinder in Haushalten mit glücksspielsüchtigen Eltern leben – und in Deutschland? Die Zahlen sind ebenso alarmierend! Nach aktuellen Berechnungen wachsen rund 600.000 Kindern in einer Familie auf, in der mindestens ein Elternteil Glücksspielprobleme hat. (Zur Quelle)

Glücksspiel und soziale Benachteiligung 

Viele wissenschaftliche Studien belegen, dass die negativen Folgen von Glücksspiel sozial und wirtschaftlich ungleich verteilt sind. Eine systematische Übersichtsarbeit (2021) kam zu dem Schluss, dass Glücksspielschäden stark von „spezifischen sozialen, demografischen und Umweltbedingungen“ abhängen. Aber was bedeutet das konkret?

  • Menschen in sozial benachteiligten Regionen sind öfter von problematischem Glücksspiel betroffen.
  • Personen mit niedriger Bildung oder geringem Einkommen sind einem höheren Risiko ausgesetzt.
  • Arbeitslosigkeit erhöht die Wahrscheinlichkeit für Glücksspielprobleme. (Zur Quelle)

Sozial benachteiligte Personen tragen also das höchste Risiko.

 

Glücksspiel gefährdet  Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (UN) (Zur Quelle)

SDG 1 – Keine Armut: Glücksspiel kann Armut verschärfen: Menschen geraten in finanzielle Not, verschulden sich oder verlieren ihr gesamtes Einkommen. Studien zeigen, die ärmsten Bevölkerungsschichten sind oft besonders betroffen.

SDG 3 – Gesundheit & Wohlergehen: Glücksspiel ist verbunden mit schwerwiegenden psychischen und physischen Gesundheitsrisiken bis hin zum Suizid.

SDG 5 – Geschlechtergerechtigkeit: Frauen leiden besonders unter den finanziellen Folgen des Glücksspiels ihrer Partner. Zudem gibt es eine belegte Verbindung zwischen problematischem Glücksspiel und häuslicher Gewalt.

SDG Menschenwürdige Arbeit & Wirtschaftswachstum: Junge Menschen, die früh mit Glücksspiel beginnen, schneiden in der Schule schlechter ab, was ihre langfristigen wirtschaftlichen Perspektiven verschlechtert. Glücksspiel wird zudem mit Arbeitslosigkeit in Verbindung gebracht.

SDG 10 – weniger Ungleichheiten: Das Glücksspielgeschäft basiert darauf, dass die finanziell Schwächsten überproportional viel verlieren. Dies verstärkt soziale Ungleichheiten und erschwert ökonomische Teilhabe.

SDG 16 – Frieden, Gerechtigkeit & starke Institutionen: Von Lobbying über Sportwetten-Korruption bis hin zu organisiertem Verbrechen – der Glücksspielsektor birgt Risiken für Transparenz und Gerechtigkeit. 

Einnahmen im Glücksspielsektor = Finanzielle Verluste der Glücksspielenden

Im Jahr 2023 haben Menschen in Deutschland 4,8 Milliarden Euro an Geldspielgeräten in Spielhallen und der Gastronomie verloren (Jahrbuch Sucht 2025). Doch diese Summe trifft nicht alle gleich: Rund 60 % dieser Verluste stammen laut WHO von Menschen mit Glücksspielproblemen. (Zur Quelle)

In Deutschland wurden im Jahr 2023 insgesamt knapp 14 Milliarden Euro durch Glücksspiel eingenommen. Im Vergleich dazu beliefen sich die Investitionen in deutsche Start-Ups im selben Jahr auf 7,2 Milliarden Euro. Die Ausgaben für Glücksspiel lagen damit doppelt so hoch wie die Investitionen in innovative Jungunternehmen. (Zur Quelle (Investitionsvolumina)/Zur Quelle (Glücksspieleinnahmen))

Eine 2021 durchgeführte Längsschnittstudie auf Basis von Banktransaktionsdaten legt nahe, dass ein Anstieg der Ausgaben für Glücksspiel um 10 Prozentpunkte mit einer um 51,5 % höheren Inanspruchnahme von Kurzzeitkrediten sowie einer beinahe verdoppelten Wahrscheinlichkeit (97,5 % Anstieg) einhergeht, eine fällige Hypothekenzahlung zu verpassen. Diese Befunde machen deutlich, dass exzessives Glücksspiel nicht nur das individuelle Finanzverhalten belastet, sondern auch systemische Risiken birgt. (Zur Quelle)